Kreisel auf der Mindener Straße

In der NW stand gestern ein Bericht zum möglichen Umbau der Mindener Straße, in welchem ein möglicher Kreisel Eidinghausener Straße / Steinstraße / Mindener Straße als „ausgeträumt“ bezeichnet wird. Die Autorin bezieht sich auf eine Aussage von Sven Johanning vom Landesbetrieb Straßen NRW, welcher aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens im Falle eines Kreisels von extremen Rückstaus ausgeht. Diese Aussage wird mit folgenden Zahlen untermauert:

NW vom 24.01.2017: Abschied vom Kreisel
… Ohne die Nordumgehung würde im Jahr 2025 jedes zweite der dann 56.000 Fahrzeuge auf der Mindener und der Kanalstraße ein Lastwagen sein. Bei einer Zählung im Jahr 2011 wurden 41.000 Fahrzeuge auf diesem Straßenabschnitt gezählt …

Die Zahl von knapp 40.000 KFZ am Tag wurde in den letzten Jahren in den entsprechenden Ausschüssen immer wieder genannt. Mit stagnierender Prognose. Um 2000 herum wurde auch prognostiziert, dass wir 10 Jahre später über 50.000 KFZ auf der Mindener hätten. Die tatsächliche Zählung stellt Straßen NRW selbst vor: um 10.000 KFZ zu hoch prognostiziert. Von diesen aktuell 40.000 KFZ sind im Schwerlastbereich über 95% Durchgangsverkehr, auch diese Zahl ist von Straßen NRW. Ebenso die 80% Durchgangsverkehr im motorisierten Individualverkehr, vulgo „Autos“. Vier Fünftel aller Fahrzeuge halten also gar nicht in Bad Oeynhausen, sondern fahren einfach durch.

Wieviel sind den 80% von 40.000? Nun, das sind 32.000 KFZ die dann die Nordumgehung nutzen – wenn man sie dort hin leitet. Das gelingt nur dann, wenn man die Durchfahrt unattraktiv macht. Und ein Kreisel ist für den schnellen Durchgangsverkehr unattraktiv. Liebe Neue-Westfälische und Straßen-NRW: genau das ist der Plan mit dem Kreisel! Der soll weniger Verkehr aufnehmen und die Geschwindigkeiten senken, damit nicht mehr Leute durch Bad Oeynhausen rasen, sondern weniger! Klingt komisch, ist für Autofahrer schwer zu verstehen, aber die einzige Möglichkeit, Bad Oeynhausen für Menschen attraktiver zu machen und nicht für Raser!

Wie Herr Johanning auf den Trichter kommt, die Verkehrszahlen erhöhen sich in den kommenden 10 Jahren um ca. 40% wird sein Geheimnis bleiben. Was man von den Prognosen halten kann, die in dem Amt aufgestellt werden, kann man an den faktischen Zahlen sehen, die zur Jahrtausendwende genannt wurden und 10 Jahre später nicht eingetreten sind. Die NW schrieb dazu am 22.02.2012:

Verkehrs-Prognose mit Überraschungen
… Denn während 2003 noch über 46.000 Fahrzeuge am Knotenpunkt von Mindener, Eidinghausener und Steinstraße gezählt wurden, kamen Janssen und Strahl 2011 per Video-Zählung nur noch auf gut 41.000 Fahrzeuge. Mit einem weiteren Zuwachs rechnen die Ingenieure nicht.

… Gutachter Janssen verteidigte seine Zahlen, gab aber zu: „Die haben uns auch überrascht. Aber die Zahlen sind korrekt. Straßen NRW hat bei seiner Erhebung 2010 sogar noch weniger Fahrzeuge gezählt.“ Und deshalb sei auch der Rückbau realistisch.

Leider hält man in Bad Oeynhausen von Veränderungen gar nichts und ergeht sich lieber in Gejammer über die Situation. Der geplante Radschnellweg auf der Trasse der Mindener Straße wird von der Redakteurin als „Wolkenkuckucksheim“ bezeichnet und die damit einhergehende Steigerung der Aufenthaltsqualität völlig ignoriert. Kein Wunder, dass dann auch so über einen Kreisel und einen Rückbau der Straße berichtet wird. In der Druckvorlage zum nächsten ASE heißt es dazu übrigens:

Dabei macht Straßen.NRW deutlich, dass eine Umgestaltung des Knotens L772 zu einem Kreisverkehr aufgrund der weiterhin hohen Verkehrszahlen und der Bedeutung als Bedarfsumleitung hinsichtlich der Leistungsfähigkeit problematisch erscheint.

Problematisch heißt für mich nicht „ausgeträumt“. Und das Straßen-NRW nur zügiges Autofahren im Kopf hat und keine Stadtentwicklung ist wohl auch jedem klar. Also: weiter den Kreisel planen! Alles andere ist Harakiri für Bad Oeynhausen – es sei denn, man möchte weiterhin eine Autobahn mitten durch die Stadt haben.

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